Wiener Geflecht: Der Kaffeehaus-Klassiker ist zurück

Wiener Geflecht Nahaufnahme

Sanfte Klaviermusik, der Duft eines erstklassigen Kaffees und Caféstühle mit einer Bespannung aus Wiener Geflecht – so kann man sich das Ambiente in den Wiener Kaffeehäusern des 19. Jahrhunderts vorstellen. Schon damals begeisterte das wabenförmige Flechtgewebe die Menschen mit seiner eleganten Leichtigkeit. Seit Kurzem erlebt das Wiener Geflecht ein Revival – und zwar längst nicht nur als Sitzbespannung.

Wiener Geflecht: Die häufigsten Fragen zum Flechtgewebe

Wie sieht Wiener Geflecht aus und woraus besteht es?

Wiener Geflecht ist ein durchlässiges Gewebe, das aus den Peddigrohrstreifen der Rattanpalme gefertigt wird. Durch eine besondere Flechttechnik mit sechs Strängen erhält es seine typische wabenförmige Struktur mit achteckigen Aussparungen. Dabei gilt: Je engmaschiger das Material geflochten wird, desto hochwertiger und langlebiger ist es.

Wie wird das Flechtgewebe hergestellt?

Damit aus der indonesischen Schlingpflanze ein ansehnliches Gewebe wird, braucht es viele Stunden geschickter Handarbeit. Um Rattan bzw. Peddigrohr verarbeiten zu können, muss es zuerst unter heißem Dampf biegsam und elastisch gemacht werden.

Herstellung Wiener Geflechts
Flechten will gelernt sein: Die Herstellung von Flechtgewebe aus Peddigrohr erfordert handwerkliches Geschick und viel Geduld.

Nachdem die Außenhaut des Peddigrohrs entfernt wurde, beginnt das Flechten: Insgesamt sechs Stränge werden längs, quer und diagonal miteinander verwoben. Auf diese Weise entsteht die typische gitterförmige Grundstruktur des Wiener Geflechts. Die fertig geflochtenen Gewebematten können dann auf Maß gebracht und in den Möbelrahmen eingespannt werden.

Woher hat das Wiener Geflecht seinen Namen?

Das Korbflechten zählt zu den ältesten Handwerken der Menschheit. Lange wurden dafür vor allem heimische Flechtmaterialien (z. B. Weide oder Stroh) eingesetzt. Im 18. Jahrhundert aber kam ein neues Material ins Spiel: das importierte Peddigrohr der Rattanpalme.

Die ersten Stühle mit einer Sitzbespannung aus Peddigschiene entstanden um 1780. Zuerst fand man sie vor allem in den Wiener Kaffeehäusern – die Namensgeber des Materials. Es dauerte nicht lange, bis der Möbeltrend auch in den heimischen Wohn- und Esszimmern Einzug hielt. Ihre Blütezeit erlebten Kaffeehaus-Stühle mit Peddigband um das Jahr 1900.

Ein echtes Original in Sachen Flechtmöbel ist der klassische Kaffeehausstuhl Nr. 14 (heute 214), den die Gebrüder Thonet im Jahr 1859 auf den Markt brachten. Bis heute hat sich dieses zeitlose Möbelstück mit einer Sitzbespannung aus Stuhlflechtrohr mehr als 50 Millionen Mal verkauft.

Thonet Stuhl
So sieht er aus, der Caféstuhl der Gebrüder Thonet, der seit Jahrhunderten in Kaffeehäusern auf der ganzen Welt treue Dienste leistet.

Warum ist Wiener Geflecht heute wieder so beliebt?

Die kühlen Materialien und extravaganten Formen, die lange Zeit die Möbelwelt dominierten, wurden in den letzten Jahren mehr und mehr durch Naturmaterialien und klassische Designs ersetzt – und auch das Wiener Geflecht wurde im Zuge dessen wiederentdeckt.

Kaffeehausmöbel
Das Design des klassischen Thonet-Stuhls ist heute ebenso in Cafés wiederzufinden wie spannende Neuinterpretationen des Wiener Geflechts.

Sein unbeschwerter, authentischer Charme und die luftige Optik machen das Wiener Geflecht zum vielseitig einsetzbaren Gewebe. Besonders schön: Mit der Zeit dunkelt das Flechtmaterial ein wenig nach und erhält so eine wunderbar natürliche Patina in hellem Braun.

Ein weiterer Vorteil: Das Stuhlflechtrohr sieht nicht nur gut aus, es punktet auch mit hoher Belastbarkeit. Obwohl Peddigrohr ein ausgesprochen leichtes Material ist, kann es in Sachen Stabilität ohne Probleme mit Holz mithalten.

Darüber hinaus überzeugt Wiener Geflecht auch in Sachen Nachhaltigkeit, denn Rattan bzw. Peddigrohr zählt zu den besonders schnell nachwachsenden Rohstoffen.

Sideboard und Stuhl mit Wiener Geflecht
Natürlich stilvoll: Wiener Geflecht ist elastisch und eignet sich hervorragend als Bespannung für verschiedenste Flächen.

Wie lässt sich Wiener Geflecht kombinieren?

Ob harmonisch in Massivholz oder als spannender Kontrast zu modernen Metall- und Kunststoff-Designs – Wiener Geflecht verleiht jedem Möbelstück einen edlen Look. Aktuell findet man das elegante Flechtmaterial in der Möbelwelt nicht mehr nur als Sitzbespannung, sondern auch an Schränken, Sideboards, Tischen – und sogar Betten.

Der verspielte Charakter des Wiener Geflechts nimmt massiven Möbeln ihre Schwere und bringt Leichtigkeit in den Raum. Seine dezente Transparenz und die geometrischen Grundformen lassen sich hervorragend mit geradlinigen Raumelementen verbinden – perfekt für alle, die minimalistische Designs mit dem gewissen Etwas lieben. Aber auch zum gemütlichen Landhausstil passt Wiener Geflecht mit seiner ungezwungenen Natürlichkeit ganz hervorragend.

Bett mit Wiener Geflecht
Bühne frei für das Wiener Geflecht: Das vielseitige Flechtgewebe passt zu verschiedensten Wohnstilen – von boho bis industriell.

Übrigens: Es braucht nicht zwingend ein Möbelstück aus Wiener Geflecht, um den Trend neu zu interpretieren – auch Wohnaccessoires wie Körbe, Schalen und Leuchten erzeugen den typischen Kaffeehaus-Look. Wer selbst kreativ werden möchte, kann das benötigte Flechtmaterial in unserem Online-Shop bestellen.

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Was muss bei der Pflege des Flechtgewebes beachtet werden?

Bei richtiger Pflege ist Wiener Geflecht ein ausgesprochen langlebiges und strapazierfähiges Material. Um die Elastizität der Peddigschiene zu erhalten, sollte die Bespannung regelmäßig befeuchtet werden – zum Beispiel, indem man mit einem feuchten Tuch über die Rückseite des Geflechts wischt. Auch Verschmutzungen lassen sich am besten mit Wasser entfernen.

In unbehandelter Form ist Wiener Geflecht nicht wetterfest – und selbst nach entsprechender Vorbehandlung kann das Flechtmaterial ergrauen und seine Form verlieren, wenn es Regen oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Für den Einsatz im Außenbereich ist das Material daher nicht geeignet.

Aber auch im Innenraum lauern Gefahren: Das im Wiener Geflecht verarbeitete Peddigrohr ist an feuchtes Klima gewöhnt. Trockene Hitze und klimatisierte Räume mag das Naturmaterial deshalb nicht. 

Kann man kaputtes Wiener Geflecht reparieren?

Eine Reparatur bzw. Restauration des Flechtgewebes ist möglich, erfordert aber ein wenig handwerkliches Geschick. Reparatursets mit Flechtgewebe und Zubehör (keilförmiges Splintpeddig und Holzkeile zum Fixieren) finden Sie in unserem Online-Shop.

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Bei antiken Stühlen ist ein kompletter Austausch des Peddig-Geflechts nicht immer möglich. Hier muss das Flechtmaterial Faden für Faden neu eingezogen werden. Unser Stuhlflechtrohr ist hierfür optimal geeignet. Sie erhalten das Flechtmaterial in verschiedenen Breiten (1,75 mm bis 3,0 mm).

Flechtmaterial aus Peddigrohr »

Sie sind begeistert vom Revival des Wiener Geflechts und möchten gern selbst kreativ werden? Alle Artikel, die Sie zum Flechten und Bespannen brauchen, haben wir in unserem Sortiment. Ihre Fragen rund um den Umgang mit Peddigrohr beantworten wir natürlich gern.